Dr. Martin Gruber, Facharzt für Orthopädie und orthopädische Chirurgie sowie Kniespezialist
DAS SAGT DER FACHARZT. „Ein Knieprothesenwechsel gilt als Routineeingriff und erfordert im Anschluss Training und Disziplin – wie bereits nach der ersten Implantation einer Prothese. Mobilität ist das Um und Auf, weshalb man auch nach einem Wechsel der Prothese möglichst bald wieder aufstehen und moderat belasten sollte.“
Schmerzursache Nervenast
In manchen Fällen kann es bei Knieoperationen versehentlich zu einer Nervenverletzung kommen. Ein sensibler Endast des Nervus saphenus, der Ramus infrapatellaris, innerviert sensibel die Haut vor und unterhalb der Kniescheibe. Wird er verletzt, kann das chronische Schmerzen, Missempfindungen und Gefühllosigkeit zur Folge haben, was bei Bedarf abgeklärt werden sollte, da dies nicht von der Knieprothese beziehungsweise dem Gelenk ausgeht. Die hochauflösende Sonographie gibt Aufschluss darüber, ob ein Nerv betroffen ist.
UNSER EXPERTE. Dr. Martin Gruber ist Facharzt für Orthopädie und orthopädische Chirurgie sowie Kniespezialist. Der ÖOC-Olympia-Arzt operiert regelmäßig in der Rudolfinerhaus-Privatklinik sowie im Evangelischen Krankenhaus Wien.
DIE BEHANDLUNGSMETHODEN. Liegt die Diagnose vor und ist ein Knieprothesenwechsel indiziert, erfolgt dieser einzeitig oder zweizeitig. Der einzeitige Wechsel kommt dann zum Einsatz, wenn keine Bakterienbeteiligung vorliegt, das heißt, im Rahmen eines Eingriffs wird die alte Prothese ausgebaut und eine neue eingesetzt. Zweizeitige Knieprothesenwechsel erfordern eine Wartezeit von mindestes sechs Wochen bis zum Einbau einer neuen Knieprothese. Zunächst wird die alte entfernt und ein antibiotischer Platzhalter eingesetzt. Ist die Infektion abgeklungen, kann die neue Knieprothese im Rahmen eines zweiten Eingriffs eingebaut werden. Je nach Ausgangslage wird das passende Modell ausgewählt.
Eine Instabilität kann zunächst konservativ mittels Physiotherapie und anderer Maßnahmen therapiert werden. Fruchten diese nicht, ist ein operativer Knieprothesenwechsel unumgänglich.
Ist das Kniegelenk aufgrund einer starken Arthrose so abgenutzt, dass die Funktionalität dauerhaft gestört wird, ist eine Knieprothese erforderlich.
DAS KRANKHEITSBILD. Ist das Kniegelenk aufgrund einer starken Arthrose so abgenutzt, dass die Funktionalität dauerhaft gestört wird oder Betroffene in ihrer Beweglichkeit wegen starker Schmerzen eingeschränkt sind, macht dies das Einsetzen einer Knieprothese erforderlich. Diese hält durchschnittlich etwa 15 Jahre und soll ein normales und schmerzfreies Leben ermöglichen, kann allerdings in manchen Fällen zum Problem werden. Wenn sie instabil wird, nicht sachgemäß eingebaut wurde oder sich eine Infektion entwickelt, sollte sie umgehend ausgebaut und zu gegebener Zeit ausgewechselt werden. In der Regel treten im Bereich des künstlichen Kniegelenks Schmerzen und/oder Schwellungen sowie Rötungen auf, was auf ein von der Prothese ausgehendes Problem hindeutet. Bildgebende Verfahren wie Röntgen oder die Computertomographie, aber auch Kniegelenkspunktionen sorgen meist für Klarheit hinsichtlich der Beschwerdeursachen.
Im Falle einer aseptischen Lockerung, bei der keine Bakterien beteiligt sind, kommt es bei zementierten Prothesen meist zu einem Bruch des Zementmantels, wodurch das Metall keinen Halt mehr am Knochen hat. Zementfreie Prothesen wiederum liegen nicht mehr fest genug am Knochen an, wenn sie sich lockern, und schwingen bei Bewegung, was das Knie instabil macht. Bei der Protheseninfektion handelt es sich um eine bakterielle Inflammation, die in den ersten drei Wochen nach der Operation oder erst Jahre später auftreten kann.
Ist eine Prothese seit dem Einsetzen instabil und verursacht Schmerzen, kann dies mit den Umgebungsstrukturen beziehungsweise einer unzureichenden Weichteilbalance in Kombination mit einer Fehlrotation der Prothese selbst zusammenhängen.
Klinikguide-Autorin: Sonja Streit
Bildnachweise:
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