Was passiert bei einer Geburt? Wie finde ich das richtige Krankenhaus, und wer soll mich bei der Entbindung begleiten? Und wieso ist es wichtig, mich über Dinge wie Dammschnittraten oder Geburtswannen zu informieren? Nach der ersten Freude bringt eine Schwangerschaft vor allem eines: viele Möglichkeiten und oft ebenso viele gut gemeinte Ratschläge. Vor allem beim Thema Geburt gibt es heutzutage ein breites Angebot, und je näher der Geburtstermin rückt, wächst mit dem Bauch auch die Liste an Fragen.
WIE FINDE ICH DAS BESTE KRANKENHAUS? Die meisten Babys erblicken das Licht der Welt in einem Krankenhaus. Gerade bei beliebten Spitälern lohnt es sich, einen der begehrten Plätze frühzeitig zu sichern – das kann je nach Einzugsgebiet mitunter bereits vor der 12. Schwangerschaftswoche notwendig sein. Je eingehender man sich vorab damit beschäftigt, was man ganz persönlich für den gewünschten Geburtsverlauf braucht, desto einfacher ist es, gut vorzusorgen und damit einen sicheren und klaren Rahmen zu schaffen, in dem sich alle entspannt auf Mama und Baby konzentrieren können. Aber woher weiß ich, ob ein Krankenhaus zu mir passt? Bei der Antwortfindung hilft eine Mischung aus Faktencheck und Bauchgefühl.
WORAUF MUSS ICH BEIM GEBURTSTEAM ACHTEN? Jede Geburt wird standardmäßig von einem Team aus Hebammen und Ärzt*innen begleitet, letztere treten im Normalfall nur dann auf den Plan, wenn die medizinische Notwendigkeit besteht. Hier gilt es nachzufragen, wie häufig Schichtwechsel stattfinden, um eine Idee zu bekommen, wie oft das Betreuungsteam während der Geburt unter Umständen wechselt. In Privatkrankenhäusern gibt es mitunter die Möglichkeit, mit dem eigenen Gynäkologen oder der Wahlhebamme beziehungsweise Doula zu entbinden, die für die Dauer der gesamten Geburt anwesend sind.
KANN ICH AUF ZAHLEN ZÄHLEN? Jedes Krankenhaus verfügt beim Thema Geburt über Schwerpunkte oder spezielle Angebote. Während in manchen Häusern Babys in Beckenendlage ausschließlich per Kaiserschnitt entbunden werden, kommen sie in anderen ganz selbstverständlich auch natürlich zur Welt. Und während einige Mütter sich die PDA (Periduralanästhesie) bei der ersten schmerzhaften Wehe wünschen, gibt es Frauen, die den Geburtsvorgang am liebsten ohne oder wenn nur mit natürlichen Schmerzmitteln erleben wollen. Kurzum: nicht jedes Haus bietet das selbe Angebot, aber für jede Schwangere gibt es das passende Spital. Informationen über die medizinische Ausrichtung eines Hauses bieten Zahlen darüber, wann und in welcher Form Geburten eingeleitet werden, Kaiser- oder auch die Dammschnittrate. Während die steigenden Kaiserschnittgeburten – 2020 lag die österreichweite Wahrscheinlichkeit einer Sectio immerhin bei über 30 Prozent – vor allem mit dem steigenden Alter der Mütter in Verbindung gebracht werden, ist die Anzahl der früheren Routinemaßnahme Dammschnitt rückläufig und soll laut WHO auf fünf bis zehn Prozent gesenkt werden.
IST DER ÜBERBLICK VOR ORT WICHTIG? Die Ausstattung von Kreißsälen bietet ein breites Spektrum an Möglichkeiten. Bei Informationsabenden oder Führungen – in Zeiten von Corona meist virtuell – kann man sich einen guten Überblick über die Ausstattung der Räume und die Gestaltungsmöglichkeiten vor Ort verschaffen. Während der Großteil der Kinder nach wie vor im Bett zur Welt kommt, ermöglichen Gebärhocker, Sprossenwand & Co. alternative Positionen während Wehen und Geburt. Beliebt ist auch die Geburtswanne, die allerdings nur in Frage kommt, wenn man sich gegen die PDA entscheidet. Mit der eigenen Playlist oder einer Duftlampe holt man ein Stück vertraute Wohlfühlatmosphäre in den Kreißsaal – und je entspannter die Mutter, desto positiver die Auswirkung auf den Geburtsverlauf.
IST MEIN WUNSCHSPITAL FÜR ALLE (NOT-)FÄLLE GERÜSTET? Bei sogenannten Risikoschwangerschaften ist die Checkliste ein bisschen länger. Beispielsweise bei Mehrlingsschwangerschaften, einem erhöhten Frühgeburtsrisiko, Diagnosen wie Diabetes, einer ungünstigen Lage der Plazenta oder auch einem unmittelbar nach der Geburt notwendigen Eingriff für das Baby kommt der entsprechenden Infrastruktur im Spital der Wahl erhöhte Bedeutung zu. Das Haus sollte nicht nur während, sondern vor allem auch nach der Geburt für alle Eventualitäten gerüstet sein, um für Mutter und Kind die entsprechende Versorgung zu bieten. Eine Neonatologie-Station bietet in solchen Situationen die optimale Betreuung, sollte diese nicht im Haus sein, riskiert man im Ernstfall eine Verlegung des Babys in ein anderes Spital – dass Mama und Papa mitkommen und ebenfalls aufgenommen werden, ist nicht immer garantiert.
WIE LANGE SOLL DER SPITALSAUFENTHALT DAUERN? Auch die Zeit nach der Geburt stellt die werdende Mutter vor die Wahl. Entbindet man ambulant, verlässt man das Krankenhaus mit seinem Baby noch am Tag der Geburt – vorausgesetzt, Mutter und Kind sind wohlauf. Zuhause hat man in diesem Fall Anspruch auf eine engmaschige Betreuung durch eine Hebamme, die die neue Familie in der ersten Zeit begleitet. Aber keine Angst – auch wer für eine ambulante Geburt angemeldet ist, darf natürlich länger bleiben, wenn sich das Nachhausegehen dann doch ein wenig zu schnell anfühlt.
WAS MUSS ICH BEI EINEM STATIONÄREN AUFENTHALT BEACHTEN? Bei einem stationären Aufenthalt sollten einige Fragen geklärt werden, um Mama und Baby eine möglichst entspannte Zeit im Spital zu ermöglichen. Besuchszeiten sind vor allem in Mehrbettzimmern ein Thema, da das Ruhebedürfnis von frisch gebackenen Müttern und ihren Babys mitunter unterschiedlich ausfällt. Studien während der Corona-Zeit haben aufgezeigt, dass auf der Geburtenstation im Gegensatz zu anderen Bereichen die radikale Besucherreduktion positive Effekte hat. Gerade in den ersten Tagen tut es gut, den eigenen Rhythmus zu finden – sei es im bereits angesprochenen Mehrbett-, Einzel- oder Familienzimmer. Letzteres bietet dem Vater, oder einer anderen Bezugsperson von Mutter und Kind die Möglichkeit, ebenfalls im Spital einzuchecken. Die aufregende Anfangszeit wird gemeinsam gemeistert, und durch das buchstäblich hautnahe Miterleben ist das Eingewöhnen in den eigentlichen Alltag zuhause für alle Beteiligten leichter.
WIE WICHTIG IST DAS ROOMING-IN? Eine weitere Facette ist das sogenannte Rooming-In: das Baby bleibt in seinem Bettchen rund um die Uhr bei der Mutter im Zimmer. Was früher undenkbar war, wird heute in den meisten Häusern selbstverständlich umgesetzt und sogar angeregt. Die intensiv miteinander verbrachte Zeit macht Mama und Baby miteinander vertraut, die Mutter lernt die Bedürfnisse ihres Neugeborenen schneller einzuschätzen und auch die Stillbeziehung profitiert vom Rooming-In, da das Baby nach Bedarf angelegt werden kann und dadurch etwa der Milcheinschuss positiv beeinflusst wird. Studien sind zu der Erkenntnis gelangt, dass Rooming-In-Babys zudem weniger schreien, bei Müttern kommt es weniger häufig zu postpartalen Depressionen.
WIE BEKOMME ICH EINE EXTRAPORTION AUFMERKSAMKEIT? Wer ein zertifiziert babyfreundliches Krankenhaus wählt, kann sich über eine Extraportion Aufmerksamkeit beim Thema Bindung freuen. Hier wird besonderer Wert darauf gelegt, Mama und Baby einen möglichst reibungslosen Start ins Leben und die Stillbeziehung zu ermöglichen. Der direkte Hautkontakt von Eltern und Kind nach der Geburt ist hier ebenso selbstverständlich wie Rooming-In rund um die Uhr und die aktive Einbindung von etwaigen großen Geschwistern bei der Pflege und Versorgung des kleinen Neuankömmlings. Stillen wird von der WHO in den ersten Lebensmonaten nach wie vor als ideale Ernährungsform betrachtet, in babyfreundlichen Häusern bietet ein Team an ausgebildeten Stillberaterinnen Unterstützung beim Anlegen, Schnuller und Fläschchen, die zu möglichen Saugverwirrungen führen, werden vermieden, und die Neugeborenen erhalten nur dann zusätzliche Flüssigkeit oder Nahrung, wenn eine medizinische Notwendigkeit besteht. Alles in allem geht es in babyfreundlichen Häusern darum, der Familie eine möglichst ruhige und ungestörte Anfangszeit zu ermöglichen und so Nähe und Bindung zu fördern.
Der Fahrplan für die pränatalen Untersuchungen
Gesund durch die Schwangerschaft
Klinikguide.at-Autorin: Amalia Rosales
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