Prim. Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Popp, Lungenfacharzt an der Privatklinik Döbling Wien
DAS SAGT DER FACHARZT. Der bei weitem häufigste Grund für eine Lungenoperation ist Lungenkrebs. „Daneben gibt es aber eine Reihe anderer Erkrankungen, die einen operativen Eingriff an der Lunge erforderlich machen“, weiß Prim. Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Popp, Lungenfacharzt an der Privatklinik Döbling in Wien. Außerdem spielen endoskopische Methoden für die Diagnose bestimmter Lungenkrankheiten eine wichtige Rolle.
DIE BEHANDLUNGSMETHODEN.
Bronchoskopie: Blick in die Luftwege
Ein diagnostisches Verfahren, das besonders häufig zum Einsatz kommt, ist die Bronchoskopie – oft auch als „Lungenspiegelung“ bezeichnet. Der Arzt führt dabei durch die Luftröhre ein optisches Gerät (= Bronchoskop) ein und kann damit die Bronchien und ihre Verzweigungen im Detail begutachten. „Eine Bronchoskopie wird beispielsweise bei Verdacht auf Lungenkrebs gemacht, um Veränderungen zu beurteilen oder Gewebeproben zu gewinnen“, berichtet Popp. „Daneben wird sie auch zur Abklärung von interstitiellen Lungenerkrankungen oder zur Blutstillung eingesetzt. Oder auch um die Atemwege zu schienen, wenn Verengungen bestehen“, nennt Popp einige weitere mögliche Einsatzgebiete. Die Methode ist sehr risikoarm und kann praktisch bei allen Personen in Lokalanästhesie oder Vollnarkose durchgeführt werden.
Pleuroskopie: Blick in den Brustraum
Ein anderer diagnostischer Eingriff ist die Pleuroskopie. Im Unterschied zur Bronchoskopie wird das Laparoskop hier nicht über die Luftröhre, sondern über eine kleine Öffnung in der Brustwand in die Pleurahöhle (= Raum zwischen Lungenfell und Rippenfell) eingeführt. Der Eingriff wird meist unter Narkose durchgeführt. „Das macht man beispielsweise, um gewisse Tumore oder eine Tuberkulose nachzuweisen. Aber auch Entzündungen oder undichte Zysten können so diagnostiziert werden“, erklärt Popp.
Bei einer Pleuradrainage wird ein Schlauch in den Pleuraspalt gelegt, um dort Luft oder Flüssigkeit abzusaugen. Zum Einsatz kommt dieses Verfahren zum Beispiel, um einen Pneumothorax (also wenn Luft im Pleuraspalt ist) oder einen Pleuraerguss (wenn Flüssigkeit im Pleuraspalt ist) zu behandeln.
DAS KRANKHEITSBILD.
Lungenemphysem: Verkleinerung des Lungenvolumens
Bei einem Lungenemphysem sind die Lungenbläschen erweitert oder sogar zerstört. Dadurch staut sich die Atemluft in diesen Bereichen, und die Lunge ist krankhaft überbläht. Die Betroffenen leiden an Atemnot, weil die Atmung durch die Überblähung erschwert wird.
Zur Verbesserung der Lungenfunktion bei einem fortgeschrittenen Lungenemphysem kann es manchmal zielführend sein, das Lungenvolumen zu verkleinern – man nennt diesen Eingriff eine Lungenvolumenreduktion (LVR). „Früher wurden die Eingriffe als offene Operationen durchgeführt, heute versucht man meist, die Belastung eines chirurgischen Eingriffs zu umgehen“, so Popp. „Dazu werden Ventile in die betroffenen Abschnitte der Lunge eingesetzt. Die Luft kann aus den geschädigten Bereichen entweichen, aber nicht mehr zurückfließen: dadurch schrumpfen die geschädigten Lungenbereiche zusammen. Alternativ kommen Spiralen – sogenannte Coils – zum Einsatz, die die überblähten Areale zusammenziehen.“
Bronchiektasen: Operation nur in Einzelfällen
Von Bronchiektasen sprechen Mediziner, wenn die unteren Atemwege erweitert oder ausgesackt sind. In den Aussackungen lagert sich Sekret an, welches zu Entzündungen führt und einen guten Nährboden für wiederkehrende Infekte bildet. Wenn die Schädigungen auf einen Bereich begrenzt sind, kann der betroffene Teil der Lunge entfernt werden. Leider sind sie jedoch zumeist nicht auf ein Areal beschränkt – in diesen Fällen macht eine OP in den wenigsten Fällen Sinn.
Lungensequester bei Kindern
Als Lungensequester wird ein funktionsloser Lungenanteil bezeichnet, der nicht am Gasaustausch teilnimmt. Es handelt sich um eine angeborene Fehlbildung bei Kindern. „Wenn Kinder sehr häufig Lungenentzündungen an immer der selben Stelle haben, dann ist es durchaus sinnvoll, eine Computertomographie zu machen, um nachzusehen, ob es sich um einen Sequester handelt“, erläutert Popp. „Sequester können sehr gut operativ behandelt werden, die Kinder sind danach in der Regel geheilt.“
So funktioniert die Lungenoperation: Ein diagnostisches Verfahren, das besonders häufig zum Einsatz kommt, ist die Bronchoskopie.
VERMEIDUNG VON RÜCKFÄLLEN.
Zukunftsperspektive
In den letzten Jahren gab es Versuche, während einer Bronchoskopie durch die Anwendung von Hitze (sogenannter Thermoablation) die Überempfindlichkeit der Bronchien bei schweren obstruktiven Lungenerkrankungen zu reduzieren. Diese Methode könnte möglicherweise in Zukunft bei schweren Formen von Asthma zum Einsatz kommen.
Privatklinik Döbling – Vienna International Health Center
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Klinikguide-Autorin: Irene Senn
Bildnachweise:
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