Sigrid Pilz, ehemalige Patientenanwältin in Wien, hat in den letzten Tagen ihren Standpunkt in zahlreichen Medien deutlich gemacht: Dass die FFP2-Masken mit 1. Juni gefallen sind, war der falsche Weg in der Pandemiebewältigung. Im Kurzinterview mit klinikguide.at hat sie ihre Meinung untermauert.
Warum sprechen Sie sich für den Verbleib der Maskenpflicht aus? Der Sommer hat begonnen, viele Menschen bewegen sich hauptsächlich im Freien. Ist es wirklich so schlimm?
Die Infektionszahlen sprechen eine andere Sprache. Sie steigen kontinuierlich. Die BA-5-Variante des Corona-Virus erweist sich als wesentlich infektiöser als die vorhergehenden, das zeigt Auswirkungen. Dazu kommt eine wesentlich höhere Immunflucht. Die Wirkung des Impfstoffes, auch bei der dreimal geimpften Gruppe, geht langsam aber sicher zurück. Insbesondere Kinder und vulnerable Gruppen sind weitgehend ungeschützt.
Masken weiterhin zu tragen, wäre also die einfachste, aber effektivste Lösung?
Natürlich: Das Tragen von FFP-2-Masken ist sehr wirksam. Überall dort wo viele Menschen zusammenkommen, wie in öffentlichen Verkehrsmittel, in Theatern, bei Veranstaltungen macht das Tragen von Masken zum Schutz der anderen und für sich selbst Sinn und reduziert die Ansteckungsgefahr. Selbstverständlich zählen dazu auch Schulen, die Zahlen sind eindeutig gestiegen. Regelmäßige PCR-Tests halte ich übrigens ebenfalls für probate Mittel um gut durch den Sommer zu kommen.
Warum wehrt sich Gesundheitsminister Johannes Rauch Ihrer Meinung gegen eine Maskenpflicht?
Er verweist auf die psychische Gesundheit der Bevölkerung. Selbstverständlich ist darauf Rücksicht zu nehmen, die Auswirkungen der Pandemie auf die Menschen sind groß. Allerdings stellt sich die Frage, ob das Tragen der Maske die größte Herausforderung ist. Es gibt noch weitere wirksame Methoden um einer hohen Ansteckungsgefahr im Herbst entgegenzuwirken. Abluftfilter in Schulen oder öffentlichen Gebäuden zum Beispiel. Jetzt wäre es an der Zeit hier langfristig zu investieren. In den USA werden 122 Milliarden Dollar in die Hand genommen, um Räumlichkeiten entsprechend umzurüsten. Und bei uns?
Das heißt Sie sehen dem Herbst sorgenvoll entgegen?
Auf jeden Fall. Vor allem wenn ich an Long-COVID-Folgen denke. Da spricht man bei uns noch nicht so viel darüber.
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