OA Prof. Dr. Hans Joachim Geißler, Standortleitung Wels, Abteilung für Herz-, Gefäß- und Thoraxchirurgie, Klinikum Wels-Grieskirchen
DAS SAGT DER FACHARZT. Schmerzen beim Gehen können viele Ursachen haben, erläutert OA Prof. Dr. Hans Joachim Geißler, Standortleitung Wels, Abteilung für Herz-, Gefäß- und Thoraxchirurgie, Klinikum Wels-Grieskirchen: „Neben Schäden an den Gelenken oder einem Wirbelsäulenleiden kann aber auch eine pAVK (periphere arterielle Verschlusskrankheit) dahinterstecken. Da die Ursache der pAVK die Arteriosklerose ist, handelt es sich um eine chronische Erkrankung, deren Verlauf umso günstiger ist, je früher die Behandlung begonnen wird. Daher bei klassischen Anzeichen der Schaufensterkrankheit bitte frühzeitig zum*zur Arzt*Ärztin!“
Für pAVK-Patient*innen ist die regelmäßige hausärztliche oder internistische Kontrolle zur Einstellung der Arteriosklerose-Risikofaktoren essentiell, unterstreicht OA Prof. Dr. Geißler: „Blutdruck, -zucker und -fette sollten gut eingestellt sein. Ebenso sollte das Aufgeben des Rauchens selbstverständlich sein. Ist bereits eine Gefäßoperation oder -intervention erfolgt, so entscheidet die Symptomatik, wann eine Kontrolle notwendig ist. Kommt es im Verlauf erneut zu einer Verschlimmerung der Symptome, so muss mit Ultraschall oder einem bildgebenden Verfahren (CT, MRT oder konventionelle Angiographie) eine Gefäßdarstellung erfolgen. In Abhängigkeit von Symptomatik und Gefäßbefund wird dann im Gefäßboard entschieden, welche Therapie für den*die Patient*in am besten geeignet ist.“
DIE BEHANDLUNGSMETHODEN. Welches Verfahren bei welchem*welcher Patient*in zum Einsatz kommt, hängt vom Einzelfall ab und wird für jede*n Patient*in individuell im sogenannten Gefäßboard von Chirurg*innen und interventionellen Radiolog*innen festgelegt. Häufig werden operative und interventionelle Verfahren in Kombination angewandt.
- Konservative Maßnahmen:
Wesentlicher Grundpfeiler der Therapie aller Patient*innen mit pAVK ist die Einstellung der Risikofaktoren (Rauchentwöhnung, Einstellung von Blutdruck, -zucker und -fetten) und ein regelmäßiges Gehtraining, um das Wachstum körpereigener Gefäße zu fördern. Darüber hinaus sollte eine Blutverdünnung mit Acetylsalicylsäure („ASS“) und die Gabe eines Statins erfolgen.
- Maßnahmen zur Erweiterung hochgradig verengter Becken- und Beinarterien:
Hier bietet die moderne Gefäßmedizin sowohl operative (Bypass, Gefäßausschälung) als auch Katheter-interventionelle (Ballondilatation, Stent) Therapieverfahren:
- Operative Therapien:
Gefäßausschälung: Hier wird das Gefäß (meist die leistennahe Oberschenkelschlagader) freigelegt und unter Sicht eröffnet. Der arteriosklerotische Plaque, der das Gefäß verengt, wird dann unter Sicht ausgeschält und das Gefäß anschließend mit einem kleinen Streifen aus körpereigener Vene oder Dacron rekonstruiert.
Bypass: Hier wird die Engstelle oder der Gefäßverschluss mit einer Gefäßumgehung überbrückt. Als Bypassmaterial kommt entweder eine körpereigene Vene (vom Bein) oder Kunstmaterial (Dacron oder PTFE) zum Einsatz. Der Bypass wird oberhalb und unterhalb der zu überbrückenden Stelle mit haarfeinen Spezialnähten bei Verwendung einer Lupenbrille direkt an das Gefäßsystem angeschlossen.
- Katheter-interventionelle Therapien:
Hierfür wird meist die Leistenarterie ohne Schnitt direkt durch die Haut punktiert. Danach werden die Gefäße unter Röntgendurchleuchtung mit Kontrastmittel dargestellt. Bei der Ballondilatation wird der noch nicht entfaltete Ballon über die Leistenarterie zum Ort der Verengung vorgeschoben und anschließend mit hohem Druck aufgeblasen, sodass die verengenden Plaques in die Gefäßwand gedrückt werden. Das Langzeitergebnis der Ballondilatation kann in bestimmten Fällen verbessert werden, indem ein Stent implantiert wird. Dabei handelt es sich um ein extrem feines Geflecht aus Metall, welches im dilatierten Gefäß platziert wird und die Neubildung eines Plaques verhindern soll.
Der häufigste Grund für eine Operation an den Becken- oder Beinarterien ist das Vorliegen einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK).
DAS KRANKHEITSBILD. Der häufigste Grund für eine Operation an den Becken- oder Beinarterien ist das Vorliegen einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK). Diese entsteht aufgrund von sogenannten arteriosklerotischen Veränderungen, welche zur Bildung von Ablagerungen (Plaques) an den Gefäßwänden führen, die den Blutfluss stören. Sind die Becken- und/oder Beinarterien von jenen Verengungen (Stenosen) betroffen, kommt es zu Schmerzen in den Beinen, da die Beinmuskulatur nicht mehr ausreichend mit Blut und Sauerstoff versorgt wird. In den frühen Stadien der Erkrankung treten die Schmerzen nur beim Gehen auf, später auch in Ruhe. Die pAVK bezeichnet man als Schaufensterkrankheit, da die Betroffenen häufig stehenbleiben, damit die Schmerzen verschwinden. Im Endstadium der pAVK kann auch eine Amputation des betroffenen Beines notwendig werden („Raucherbein“).
Klinikum Wels-Grieskirchen, Abteilung: Herz-, Gefäß- und Thoraxchirurgie
Klinikguide-Autorin: Mag.a Marie-Therese Fleischer
Bildnachweise:
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