Prim. Univ.-Prof. Dr. Yosuf El-Shabrawi, Leiter der Abteilung für Augenheilkunde und Optometrie am Klinikum Klagenfurt am Wörthersee
DAS SAGT DER FACHARZT. Prim. Univ.-Prof. Dr. Yosuf El-Shabrawi, Leiter der Abteilung für Augenheilkunde und Optometrie am Klinikum Klagenfurt am Wörthersee, erklärt, was die Patient*innen bei und nach der Katarakt-OP erwartet: „Der hochkomplexe Eingriff dauert durchschnittlich 15 Minuten und wird in Tropf- oder Regionalanästhesie durchgeführt. Für ein optimales Ergebnis sind die Erfahrung und die hochfrequente Praxis der Chirurg*innen von zentraler Bedeutung – Quantität bedeutet Qualität. Zudem ist es wichtig, dass besonders schonend operiert wird. Dies entscheidet über den Genesungsverlauf. Die Sehfähigkeit ist bereits am ersten Tag nach der Operation wieder gegeben, postoperativ wird eine Therapie mit Tropfen verordnet. Häufigstes Symptom nach einer Katarakt-Operation sind trockene Augen, die entsprechende Pflege benötigen. Im Rahmen der Nachsorge ist es notwendig, dass die Patient*innen bei akuten Beschwerden wie Schmerzen oder einer Rötung des Auges umgehend eine*n Fachärzt*in aufsuchen.“
DIE BEHANDLUNGSMETHODEN. Die Notwendigkeit der Operation besteht dann, wenn die Lebensqualität unter der getrübten Sicht leidet. Zuvor findet eine intensive Untersuchung des Sehvermögens statt. Im Rahmen der OP wird dann die natürliche Linse durch eine Linse aus Kunststoff (Intraokularlinse) ersetzt. Da sich die Linse innerhalb einer Kapsel befindet, bestehen prinzipiell zwei Operationsmöglichkeiten: eine, bei der die Kapsel erhalten bleibt (extrakapsulär), und eine, bei der die Linse mitsamt der Kapsel entfernt wird (intrakapsulär). Die zuletzt genannte Operation führen Chirurg*innen nur noch in seltenen Fällen durch.
Die extrakapsuläre Katarakt-OP beginnt mit der Betäubung des Auges, danach wird jeweils ein kleiner Schnitt in die Hornhaut sowie in die Kapsel gesetzt. Mithilfe einer Ultraschallsonde kommt es zur Verflüssigung der Linse, welche der*die Chirurg*in danach absaugen kann. Dieser Prozess wird als Phakoemulsifikation bezeichnet. Anschließend bringt er*sie die Kunststofflinse in die Kapsel ein und verankert sie dort. Die während der Operation gesetzten Schnitte sind so klein, dass sie in den Tagen nach der OP ohne eine Naht ausheilen können. Alternativ können die Schnitte und die Schrumpfung der natürlichen Linse auch mit einem sogenannten Femtosekunden-Laser durchgeführt werden. Den Laser steuert der*die Operateur*in über einen Computer.
In welchem Bereich die Patient*innen nach der Operation scharf sehen, hängt von der Art der eingesetzten Kunststofflinsen ab. Hier unterscheidet man zwischen Mono- und Multifokallinsen. Monofokallinsen ermöglichen das scharfe Sehen entweder in der Nähe, in einem mittleren Bereich oder in der Ferne. Für die jeweils anderen Bereiche muss einige Wochen nach der Operation eine Brille angepasst werden. Multifokallinsen können hingegen das scharfe Sehen in mehreren Entfernungsbereichen ermöglichen. Daneben gibt es noch spezielle Linsen für Menschen mit einer Hornhautverkrümmung oder solche für eine erweiterte Tiefenschärfe (EDoF).
So funktioniert die Operation bei Grauem Star: Im Rahmen der OP wird die natürliche Linse durch eine Linse aus Kunststoff (Intraokularlinse) ersetzt.
DAS KRANKHEITSBILD. Beim Grauen Star (auch: die Katarakt) handelt es sich um eine Linsentrübung, die eine Verschlechterung des Sehens bedingt, die unbehandelt bis zur Erblindung führen kann. Vor allem die Sehschärfe ist reduziert, weil das einfallende Licht nicht mehr gebündelt am Punkt des schärfsten Sehens (Sehgrube oder Fovea centralis) auf der Netzhaut auftrifft. Denn die Linsentrübung führt zur Blockierung beziehungsweise zu einer Streuung des Lichts.
Von der typischsten Form des Grauen Stars, dem Alterskatarakt, sind zwischen 38 und 46 Prozent der über 75-jährigen Männer und Frauen betroffen. Daneben gibt es laut der deutschen Leitlinie zum Grauen Star im Erwachsenenalter noch andere Kataraktformen, die zum Beispiel durch Strahlen, systemische Krankheiten wie Diabetes mellitus oder durch Medikamente ausgelöst werden können. Wenn keine Begleiterkrankungen vorliegen, die einen stationären Aufenthalt nötig machen, kann der Graue Star ambulant behandelt werden.
Klinikum – Klagenfurt am Wörthersee, Abteilung: Augenheilkunde und Optometrie
Klinikguide-Autorin: Mag.a Marie-Therese Fleischer
Bildnachweise:
- © iStock
- © Klinikum Klagenfurt am Wörthersee
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