Univ.-Prof. Dr. Tobias Gotterbarm, Leitung Endoprothetik Zentrum im Kepler Universitätsklinikum in Linz
DAS SAGT DER FACHARZT. „Eine moderne Hüftprothese, die schonend implantiert wird, führt für den Patienten wieder zu einer exzellenten Funktion mit voller Belastbarkeit im Alltag bis hin zu sportlicher Aktivität“, so Univ.-Prof. Dr. Tobias Gotterbarm, Leitung Endoprothetik Zentrum im Kepler Universitätsklinikum in Linz. „Die zu erwartende Haltbarkeit ist bei fachgerechter Operation hervorragend und beträgt für die Hüft-TEP dokumentiert in 90 Prozent der Fälle über 20 Jahre, in manchen Fällen sogar 30 Jahre und länger. Patienten, die älter als 65 Jahre sind, haben also sehr gute Aussichten, keinen operativen Prothesenwechsel mehr vornehmen zu müssen.“
DIE BEHANDLUNGSMETHODEN. Im Optimalfall erfolgt die operative Versorgung innerhalb von 48 Stunden nach Auftreten des Sturzes. Bei der operativen Behandlung einer hüftgelenknahen Femurfraktur wird grundsätzlich zwischen einer Schenkelhalsfraktur und einer Peritrochantären Fraktur unterschieden, die dann auch meist mit zwei unterschiedlichen Operationsmethoden versorgt werden: die hüftkopferhaltende (Osteosynthese mit Nagel und Schrauben) und die hüftkopfersetzende Methode (Endoprothese). Bei der Wahl des Verfahrens werden, abgesehen von der Art der Fraktur, verschiedene Aspekte wie Patient*innenalter, Aktivitätsgrad beziehungsweise Mobilisierungsgrad vor dem Trauma und Begleiterkrankungen berücksichtigt.
Bei einem hüftkopfersetzenden Verfahren wählt der*die Operateur*in zwischen einer Hemi- (Teil-) und einer Totalendoprothese (Hüft-TEP). In vielen Fällen ist eine Hemiprothese, bei der nur der Hüftgelenkskopf ersetzt wird, ausreichend. Zeigt das Hüftgelenk allerdings Anzeichen einer Arthrose, ist eine Vollprothese mit Ersatz des Hüftkopfes und auch der Hüftpfanne das Mittel der Wahl (Hüft-TEP).
Die Hüft-TEP bezeichnet einen vollständigen Ersatz des Gelenkkopfs durch ein Implantat. Der kugelige Hüftkopf aus Metall oder Keramik sitzt auf einem Stiel (Prothesenschaft), der im Oberschenkelhalsknochen befestigt ist. Er besteht zumeist aus einer Titan- oder Edelstahllegierung. Die Gelenkpfanne des Hüftgelenks wird mit einer Titanschale und einer eingesetzten Lauffläche aus Kunststoff ausgekleidet. Pfanne und Schaft können dabei mit oder ohne Zement sicher im Knochen befestigt werden. Unzementiert wird die Hüft-TEP vorrangig bei Patient*innen unter 75 Jahren eingesetzt. Sollte die Prothese erneuert werden müssen, kann sie unzementiert leichter ausgetauscht werden. Bei zementierter Verankerung wird der meist weiche Knochen vor weiteren Brüchen geschützt.
Durch minimalinvasive, muskelschonende Verfahren wird so wenig Weichteilgewebe wie möglich beansprucht und verletzt. Ziel ist eine frühzeitige und rasche Mobilisierung des*der Patienten*Patientin mit erlaubter Vollbelastung und Freigabe der Beweglichkeit ohne Einschränkungen ab dem OP-Tag. Insbesondere bei älteren Patient*innen können so Komplikationen wie eine tiefe Beinvenenthrombosen, Lungenarterienembolien, Pneumonien oder katheterassoziierte Harnwegsinfektionen vermieden werden.
Als hüftgelenknahe (proximale) Femurfraktur wird ein Bruch im oberen, dem Hüftgelenk zugewandten Teil des Oberschenkelknochens (Femur) bezeichnet.
DAS KRANKHEITSBILD. Als hüftgelenknahe (proximale) Femurfraktur wird ein Bruch im oberen, dem Hüftgelenk zugewandten Teil des Oberschenkelknochens (Femur) bezeichnet. Solche Frakturen sind meist unfallbedingt und eine häufige Verletzung bei älteren Menschen. Ursächlich dafür ist die meist im Alter abnehmende Festigkeit der Knochensubstanz durch Osteoporose – gepaart mit einer zunehmenden Bewegungsunsicherheit und Sturzneigung bei Senior*innen.
Die statistische Häufigkeit der proximalen Femurfrakturen liegt in Österreich bei jährlich rund 605 Fällen pro 100.000 Frauen und 261 Fällen pro 100.000 Männern. 80 bis 85 Prozent der Betroffenen sind 70 Jahre und älter.
Linz Kepler Universitätsklinikum, Abteilung: Orthopädie und Traumatologie
Klinikguide-Autorin: Anna Essl
Bildnachweise:
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