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Meine OP: Lungenoperation bei Lungenkrebs
Operative Tumorentfernung als wichtiger Grundpfeiler der Krebstherapie.

Dr. Michael Rolf Müller, Leiter der Abteilung für Thoraxchirurgie an der Klinik Floridsdorf in Wien

DAS SAGT DER FACHARZT. Ziel einer Lungenkrebs-OP ist eine möglichst komplette Entfernung des Tumors sowie der regionalen Lymphknoten. Hierfür haben sich in den vergangenen Jahren neue minimal-invasive Behandlungsformen etabliert (sog. VATS-Lobektomie), welche auf eine vollständige Öffnung des Brustkorbs verzichten. Bei diesen „Schlüsselloch-Operationen“ werden die Operationsinstrumente und eine Kamera durch einen kleinen Schnitt in den Körper eingeführt. „Aufgrund der kleineren Wunde haben die Betroffenen weniger Schmerzen und Komplikationen und sind schnell wieder mobil. Der Spitalsaufenthalt beträgt dadurch auch nach größeren Eingriffen meist nur fünf Tage“, zeigt sich Prof. Müller erfreut. „Das früher von Kritikern häufig genannte Argument, dass mit minimalinvasiven Techniken der Tumor nicht vollständig entfernt werden könne, wurde in den letzten Jahren in zahlreichen Studien eindeutig widerlegt. Es konnte im Gegenteil sogar bewiesen werden, dass bei der VATS-Lobektomie die Heilungsaussichten signifikant besser sind als bei großen offenen Operationen.“

 

Zu bedenken ist, dass jede Entfernung von Lungengewebe eine Verkleinerung der Atemfläche bedeutet. „Meist ist es notwendig, einen der fünf Lungenlappen komplett zu entfernen, dadurch ist die Lungenleistung nach der OP um ca. 20 Prozent reduziert“, erläutert Prof. Müller. „Eine ansonsten gesunde Lunge kann diesen Verlust ausreichend kompensieren, auch eine sportliche Belastung ist kein Problem. Durch entsprechendes Training nach der OP kann die körperliche Leistungsfähigkeit zusätzlich verbessert werden.“

DIE BEHANDLUNGSMETHODEN. Die Therapie ist abhängig vom Gewebetyp (nicht-kleinzellig oder kleinzellig) und vom Tumorstadium. Chirurgische Maßnahmen haben dabei einen zentralen Stellenwert, wie Prof. Müller erläutert: „Wird ein nicht-kleinzelliger Lungenkrebs im Frühstadium (Stadium I) entdeckt, kann allein durch eine radikale operative Entfernung des Tumors und der Lymphknoten in bis zu 90 Prozent der Fälle eine vollständige Heilung erreicht werden. Auch bei lokal fortgeschrittenen, nicht-kleinzelligen Tumoren oder befallenen Lymphknoten (Stadien II und IIIa) wird operiert, meist ist jedoch zusätzlich eine Chemotherapie erforderlich.“ Etwas anders ist die Situation beim kleinzelligen Lungenkrebs, der besonders aggressiv wächst und frühzeitig metastasiert. „Hier wird eine Operation nur in frühen Stadien empfohlen“, ergänzt Prof. Müller.

So funktioniert die Lungenoperation bei Lungenkrebs: Jede Entfernung von Lungengewebe bedeutet eine Verkleinerung der Atemfläche.

DAS KRANKHEITSBILD. In Österreich erkranken jährlich knapp 5.000 Menschen an einem bösartigen Lungentumor. Damit zählt Lungenkrebs zu den häufigsten Krebserkrankungen. In ca. 90 Prozent der Fälle ist Rauchen nachweislich die Ursache. Man unterscheidet zwei Arten von Lungenkarzinomen: das nicht-kleinzellige Lungenkarzinom (ca. 80 Prozent der Fälle) und das kleinzellige Lungenkarzinom (ca. 20 Prozent der Fälle). Zusätzlich hat das Tumorstadium eine besonders große Bedeutung für die Prognose und Therapie. „Die Chance auf eine dauerhafte Heilung ist bei der Diagnose Lungenkrebs generell leider schlecht und liegt nur bei etwa 15 Prozent“, weiß Prim. Univ.-Prof. Dr. Michael Rolf Müller, Leiter der Abteilung für Thoraxchirurgie an der Klinik Floridsdorf in Wien. „Dies liegt daran, dass die Mehrzahl der Erkrankungen erst in einem sehr späten Stadium entdeckt wird. Die Heilungsaussichten werden durch das Krankheitsstadium bestimmt, wobei insbesondere Tumorabsiedelungen in den Lymphknoten oder anderen Organen – sogenannte Metastasen – entscheidend sind.“

GUT ZU WISSEN: Innovative minimalinvasive Operationstechniken

 

Jede Lungenoperation erfordert Teamarbeit von Spezialisten verschiedener Fächer. Langjährige Erfahrung mit minimalinvasiven Techniken ist die Voraussetzung für eine Betreuung auf höchstem Niveau, wie Prof. Müller erläutert: „Der Eingriff erfolgt unter Vollnarkose, mittels einer speziellen Technik wird die Lunge einseitig beatmet. Über einen kleinen, etwa 5 cm langen Schnitt seitlich am Brustkorb wird mithilfe einer hochauflösenden Videokamera operiert, die Rippen müssen nicht aufgespreizt werden. Meist wird der befallene Lungenlappen in einem Stück entfernt und mit einem reißfesten Bergesack geborgen.“

 

„Zudem ist die Entfernung der Lymphknoten im Brustraum fester Bestandteil jeder Lungenkrebsoperation“, betont Prof. Müller. „Die Vorgehensweise ist in internationalen Richtlinien klar definiert. Auch dieser Teil der Operation kann hervorragend über den minimalinvasiven Zugang durchgeführt werden. Allerdings gibt es anatomische Grenzen. Das bedeutet, dass nur die Lymphknoten der jeweiligen Seite entfernt werden können. Hier kommt eine sehr moderne Technik ins Spiel, welche in besonderen Fällen vom Team von Prof. Müller in Floridsdorf angeboten wird: die sogenannte VAMLA, also die video-assistierte mediastinale Lymphadenektomie.
„Dabei wird ein kleiner zusätzlicher Schnitt am vorderen Halsansatz gemacht, über welchen die Lymphknoten entlang der Luftröhre beidseitig – also auch auf der anderen Seite – komplett entfernt werden können“, erklärt Prof. Müller. „Abschließend werden die kleinen Schnitte mit nicht sichtbaren Nähten verschlossen. Zur Ableitung von Sekret und Luft wird eine dünne Drainage im Brustraum eingelegt, die nach der Operation entfernt wird.“ „Die Kombination einer VATS-Lobektomie und einer VAMLA gilt derzeit als die umfassendste und gleichzeitig schonendste Form der chirurgischen Behandlung von Lungenkrebs“, so Prof. Müller.

Klinik Floridsdorf, Abteilung: Thoraxchirurgie

 

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Klinikguide-Autorin: Dr.in Mag.a pharm. Irene Senn