Prim. Priv. Doz. Dr. Martin Marszalek, FEBU, Vorstand der Abteilung für Urologie und Andrologie an der Klinik Donaustadt Wien
DAS SAGT DER FACHARZT. Eine Nephrektomie kann als offene Operation oder als minimal-invasiver Eingriff (auch: Laparoskopie, „Schlüsselloch-Methode“) durchgeführt werden. Bei der laparoskopischen Methode werden eine Kamera und die chirurgischen Instrumente über mehrere kleine Hautschnitte in den Bauchraum eingeführt – mit oder ohne Hilfe durch einen Operationsroboter. „Entscheidend ist es, ein sinnvolles Konzept zu haben, um organerhaltend operieren zu können“, betont Prim. Priv. Doz. Dr. Martin Marszalek, FEBU, Vorstand der Abteilung für Urologie und Andrologie an der Klinik Donaustadt in Wien. „Wie das geschieht – also als offene OP oder laparoskopisch – ist letztlich nebensächlich.“
In manchen Fällen ist auch heute noch eine Entfernung einer gesamten Niere erforderlich (radikale Nephrektomie). „Bei den meisten Menschen bringt das Leben mit einer Niere keinerlei Einschränkungen mit sich, da die verbliebene Niere die Ausscheidungsfunktion vollständig übernehmen kann. Das weiß man sehr gut aus Untersuchungen an Organspendern“, bestätigt Marszalek.
In der Zeit nach der OP muss besonders auf eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme geachtet werden. „Als Richtwert sollte man etwa einen ¾ Liter Harn am Tag erzeugen. Bei normaler körperlicher Betätigung und Temperatur schafft man das durch Zufuhr von eineinhalb bis zwei Liter pro Tag“, präzisiert Marszalek. Daneben sind regelmäßige Kontrollen bei Urologen sowie auch beim Internisten wichtig. „Denn auch Bluthochdruck oder erhöhte Blutfettwerte führen zu Gefäßschädigungen und damit letztendlich zu einer Schädigung der Nierenfunktion“, so Marszalek.
DIE BEHANDLUNGSMETHODEN. Die teilweise oder komplette Entfernung der Niere (auch: Nephrektomie) gilt als Methode der Wahl zur Behandlung eines örtlich begrenzten Nierenzellkarzinoms. „Während vor etwa 20 Jahren meist die gesamte Niere entfernt werden musste, wird heutzutage versucht, soviel gesundes Nierengewebe wie möglich zu erhalten, gleichzeitig den Tumor aber vollständig zu entfernen. Wir nennen dies eine organerhaltende Operation“, erklärt Marszalek. „Man weiß heute, dass das Rückfallrisiko nach einer Teilresektion nicht höher ist als nach einer Entfernung der gesamten Niere. Die Patient*innen profitieren aber durch den Organerhalt von einer besseren Nierenfunktion“, so Marszalek. Etwas anders ist die Situation in weiter fortgeschrittenen Tumorstadien. „Ob in diesen Fällen organerhaltend operiert werden kann, hängt einerseits von der Größe des Tumors sowie seiner exakten Lage innerhalb der Niere ab beziehungsweise ob bereits Absiedelungen in anderen Organen vorhanden sind“, ergänzt Marszalek.
So funktioniert die Nieren-Entfernung: Für die meisten Menschen bringt das Leben mit einer Niere keinerlei Einschränkungen mit sich.
DAS KRANKHEITSBILD. Der bei weitem häufigste Grund für eine teilweise oder komplette Entfernung der Niere sind bösartige Nierentumore. In seltenen Fällen können auch große Verletzungen oder eine funktionsunfähige Schrumpfniere die Entnahme des Organs erforderlich machen.
Mit etwa 1.300 Neuerkrankungen pro Jahr in Österreich zählt das Nierenzellkarzinom zu den selteneren Krebserkrankungen. „Ein Nierenzellkarzinom wird meist zufällig entdeckt, beispielsweise im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung beim Urologen“, weiß Marszalek. „Denn im frühen Stadium verläuft die Erkrankung symptomlos. Dank der breiten Verfügbarkeit von Computertomographie und Ultraschall werden die meisten Tumore heute aber in einem frühen Stadium entdeckt und können gut behandelt werden“, zeigt sich Marszalek erfreut.
GUT ZU WISSEN: Routineeingriff unter Zeitdruck
Obwohl es sich bei einer laparoskopischen, organerhaltenden Nieren-OP um einen Standardeingriff handelt, zählt dieser Eingriff aus der Sicht des Operateurs wohl zu den komplexesten Eingriffen in der Urologie. Der Grund dafür ist, dass die OP unter Zeitdruck erfolgt. Um den Tumor entfernen zu können, muss nämlich die Nierenarterie abgeklemmt werden, da es sonst massiv bluten würden. Diese vorübergehende Unterbrechung der Blutversorgung toleriert die Niere für etwa 20–30 Minuten, ohne dass ein dauerhafter Schaden entsteht. Innerhalb dieser Zeit muss die gesamte Prozedur der Tumorentfernung abgeschlossen sein.
Klinik Donaustadt, Abteilung: Urologie und Andrologie
Klinikguide-Autorin: Dr.in Mag.a pharm. Irene Senn
Bildnachweise:
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