DAS SAGT DIE FACHÄRZTIN. „Nach einem endoskopischen Eingriff wird in den meisten Fällen für einige Tage ein Harnleiterkatheter eingelegt“, sagt OÄ Dr.in Christine Konakowitsch von der Universitätsklinik für Urologie in Graz. Diese sogenannte Nierenfistel stellt den Urinabfluss nach außen sicher und kann in der Regel wenige Tage nach dem Eingriff schmerzfrei entfernt werden. „Um postoperative Schmerzen durch einen Reflux in die Niere zu vermeiden, sollten die Patient*innen reichlich trinken, um die Harnwege gut durchzuspülen, und auch regelmäßig die Harnblase entleeren“, empfiehlt die Fachärztin für Urologie.
Bei fehlender Steinprophylaxe ist die Rückfallquote hoch: Abhängig von der Steinbeschaffenheit liegt die Rezidivrate bei 50–80 Prozent. Durch eine risikoadaptierte Metaphylaxe kann die Wahrscheinlichkeit einer neuerlichen Steinbildung auf 10–15 Prozent gesenkt werden.* Konakowitsch: „Eine ausreichende Trinkmenge von 2,5 bis drei Liter pro Tag ist die wichtigste Maßnahme, um Rezidive zu vermeiden. Bei Hochrisikosteinbildner*innen ist außerdem eine ursächliche Abklärung der Steinbildung erforderlich.“ Die Zusammensetzung des Steins lässt sich über eine Laboruntersuchung mittels sogenannter Infrarot-Spektroskopie oder Röntgen-Diffraktometrie bestimmen.
*Quelle: Dtsch Arztebl Int 2015; 112: 83-91; DOI: 10.3238/arztebl.2015.0083
DIE BEHANDLUNGSMETHODEN. Bis zu 80 Prozent der Harnsteine verlassen den Körper auf natürliche Weise über die ableitenden Harnwege: Ihre Austreibung kann durch reichlich Flüssigkeitszufuhr sowie durch krampf- und schmerzlösende Medikamente forciert werden.
In manchen Fällen ist das Anlegen einer Harnleiterschiene notwendig. Dabei handelt es sich um einen dünnen Kunststoffschlauch, der im Rahmen einer Blasenspiegelung über die Harnleiteröffnung in die Nieren vorgeschoben wird. Durch die Schiene wird die durch den Stein hervorgerufene Engstelle überbrückt – der Urin kann ungehindert abfließen.
Bei sehr großen und/oder nicht spontanabgangsfähigen Steinen sowie bei erhöhter Infektionsgefahr sind interventionelle Therapieverfahren indiziert. Je nach Lage und Beschaffenheit des Steins und abhängig von den Begleiterkrankungen des*der Patient*in stehen unterschiedliche Methoden zur Verfügung:
- Berührungsfreie Steinzertrümmerung – Stoßwellentherapie (ESWT)
Die Extrakorporale Stoßwellentherapie (ESWT) wird bei Nierensteinen, die kleiner als 20 Millimeter sind, angewandt: Sie arbeitet mit Druckimpulsen, die außerhalb des Körpers erzeugt werden. Mit Hilfe von akustischen Stoßwellen werden die Nierensteine in sandartige Fragmente zerkleinert – ihre Ausscheidung erfolgt über die Harnblase. Um umliegendes Gewebe zu schützen, erfolgt die Nierensteinzertrümmerung unter sonografischer oder radiologischer Kontrolle.
- Minimalinvasive Entfernung größerer Nierensteine
- Ureterorenoskopie (URS) ist die Bezeichnung für eine endoskopische Harnleiter- und Nierenspiegelung. Dabei werden sehr schmale und feine Instrumente über die Harnröhre und Blase hoch in den Harnleiter geführt, bis sie den Stein erreichen. Sobald dieser lokalisiert ist, wird er direkt mit einem „Steinkorb” entfernt oder mit einem Laser in kleinere Stücke zertrümmert, die dann ebenfalls mit dem Korb extrahiert werden. Bis zu einer Steingröße von 20 Millimetern ist die URS die bevorzugte Behandlungsmethode.
- Mit der perkutanen Nephrolithotomie (PCNL) werden vor allem größere Nierensteine abgetragen. Über einen kleinen Hautschnitt unterhalb der zwölften Rippe wird ein Endoskop direkt in die Niere eingeführt. Nach Zertrümmerung des Steins mittels Lasersonde können die Fragmente über den Endoskopschlauch herausgespült werden.
So funktioniert die Nierenstein-Entfernung: Steinzertrümmerung, Ureterorenoskopie, perkutane Nephrolithotomie.
DAS KRANKHEITSBILD. Nierensteine sind feste Ablagerungen, die sich in den Nierenkelchen, dem Hohlraumsystem im Inneren der Niere, bilden. Sie entstehen, wenn sich Mineralien oder Säuresalze im Urin zu Kristallen verbinden – mit der Zeit werden daraus Steine. Zu den steinbildenden Substanzen zählen unter anderem Kalzium, Harnsäure und Oxalat. Neben Risikofaktoren, die den Lebensstil betreffen, begünstigen auch Vorerkrankungen wie Gicht und Diabetes sowie wiederkehrende Blasenentzündungen kristalline Ablagerungen im Harn.
Nierensteine selbst rufen oft keine Beschwerden hervor: Selbst große Steine, sogenannte Ausgusssteine, bleiben von manchen Patient*innen unbemerkt. Erst, wenn ein Stein oder ein Fragment aus dem Nierenbecken-Kelchsystem in den deutlich schmäleren Harnleiter gelangt, kann sich daraus eine Harnabflussstörung oder ein Harnstau entwickeln. Plötzliche heftige, stechende und krampfartige Schmerzen, die je nach Lage des Nierensteins im Rücken, seitlichen Unterbauch, in der Leisten- oder Genitalregion auftreten können, sind Anzeichen einer akuten Nierenkolik: Sie erfordert eine sofortige ärztliche Behandlung.
Landeskrankenhaus-Universitätsklinikum Graz, Universitätsklinik für Urologie
Klinikguide-Autorin: Mag.a Sylvia Neubauer
Bildnachweis:
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