Prof. Dr. Shahrokh Shariat, Leiter der Universitätsklinik für Urologie am Allgemeinen Krankenhaus Wien
DAS SAGT DER FACHARZT. „Eine der Alternativen zur radikalen Prostatektomie stellt die aktive Überwachung beziehungsweise active surveillance dar. Da Prostatatumoren in der Regel sehr langsam voranschreiten, gilt dies als Möglichkeit, die kurative Behandlung zunächst so lange aufzuschieben oder zu vermeiden. Eine neue Therapieform ist die fokale Therapie, in der die Tumorzellen gezielt erhitzt oder vereist werden. Neuere Resultate zeigen exzellente Ergebnisse.“ Nach der Operation verbleibt der Patient einige Tage im Spital und trägt dort einen Dauerkatheter. Da der Eingriff Auswirkungen auf die Kontinenz und Erektionsfähigkeit haben kann, ist ein therapeutisches Gespräch diesbezüglich notwendig.
UNSER EXPERTE. Prof. Dr. Shahrokh Shariat leitet am Allgemeinen Krankenhaus Wien die Universitätsklinik für Urologie und gilt als Experte für Prostatakrebs.
DIE BEHANDLUNGSMETHODEN. Die Behandlung richtet sich nach Tumorstadium, Lebenserwartung und Präferenz des Patienten. Im Rahmen der radikalen Prostatektomie, die als die am häufigsten durchgeführte Therapie des lokalisierten Prostatakarzinoms gilt, wird die gesamte Prostata mit den Samenblasen entfernt. Ob die regionalen Lymphknoten ebenfalls entfernt werden sollten, hängt vom Tumorstadium ab. Der Eingriff, der als kurative Behandlung gilt, lässt sich offen (retropubisch oder perineal) oder minimal-invasiv (laparoskopisch oder roboter-assistiert) durchführen. Geschnitten wird am Unterbauch oder in der Dammregion.
Die minimal-invasive Entfernung der Prostata gilt als schonendes Verfahren, um die Genesungszeit zu verkürzen. Statt eines größeren Schnitts am Unterbauch werden mehrere kleine gesetzt, über die Operationsinstrumente und Kameras ins Operationsgebiet eingebracht werden können. Der Eingriff sieht das Entfernen der Prostata samt der darin befindlichen Harnröhre, der Samenleiter und der Samenleiter-Endstücke vor. Die Harnröhre wird anschließend über eine neue Verbindung (Anastomose) mit dem Blasenhals vernäht.
So funktioniert die Prostataentfernung bei Prostatakrebs: Frühe Stadien des Prostata-Krebs sind völlig asymptomatisch, weshalb diese in der Regel meist nur im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung erkannt werden.
DAS KRANKHEITSBILD. Die Prostata oder Vorsteherdrüse umgibt den Anfangsteil der männlichen Harnröhre, liegt unterhalb der Harnblase, wirkt unter anderem unterstützend in Bezug auf den Verschluss derselben und gleicht in Form und Größe einer Kastanie. Sie ist außerdem für die Produktion eines Teils der Samenflüssigkeit verantwortlich. Kommt es zu einer bösartigen Neubildung von Prostatagewebe, womit sich jährlich 5.000 Männer konfrontiert sehen, sprechen Mediziner von Prostatakrebs. Dessen klinische Symptomatik ist vom Diagnosestadium abhängig. Frühe Stadien sind völlig asymptomatisch, weshalb diese in der Regel meist nur im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung erkannt werden.
Männer sollten ab dem 45. Lebensjahr regelmäßig zur Vorsorge gehen, ab dem 40., wenn familiär bereits Prostatakrebsfälle bekannt beziehungsweise Vater oder Bruder betroffen sind. Treten Symptome wie Harnverhalt, Rückenschmerzen oder Blut im Harn auf, spricht das für ein fortgeschrittenes Stadium und die Bildung von Metastasen (Absiedelungen). Das Risiko, an Prostatakrebs zu erkranken, steigt mit zunehmendem Alter, wenngleich die Erkrankung auch jüngere Männer betreffen kann. Diese erkranken allerdings zumeist an aggressiveren Formen. Zur Diagnosestellung dienen die rektale Untersuchung, eine Blutuntersuchung zur Bestimmung des PSA-Wertes sowie bei Bedarf bildgebende Verfahren sowie eine Biopsie.
Universitätsklinikum AKH Wien, Univ. Klinik für Urologie
Klinikguide-Autorin: Sonja Streit
Bildnachweise:
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