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Rehabilitation: Schritt für Schritt zurück ins Leben
Welche Indikation für welchen Schwerpunkt?

Eine Rehabilitation kann den Genesungsprozess nach Krankheiten oder Operationen fördern. Für welche Indikation welcher Schwerpunkt gesetzt werden kann, zeigt dieser Überblick.

 

Die Gründe, warum Menschen eine Reha absolvieren, können gänzlich unterschiedlich sein – eines ist Rehabilitand*innen gemein: Viele haben einen längeren Leidensweg hinter sich – zum Beispiel, weil sie einen Unfall hatten, der das bisherige Leben auf den Kopf stellt. Oder weil eine Krebsdiagnose im Raum steht, die nicht nur körperliche Wunden hinterlässt, sondern auch mental verarbeitet werden muss. Ganz unabhängig davon, um welches Gesundheitsproblem es sich tatsächlich handelt, die entscheidende Frage ist: Inwiefern hindert es einen Menschen daran, aktiv am Leben teilhaben zu können? Exakt dort setzt die Rehabilitation mit ihrem Behandlungsbestreben an. Welche Reha-Indikationen gibt es überhaupt und wo setzen ihre jeweiligen Behandlungsschwerpunkte an?

 

Kardiologische Rehabilitation

Fokus: Herz-Kreislauf-System
Zu einer kardiologischen Rehabilitation kommen Menschen mit akuten oder chronischen Erkrankungen des Herzens und nach chirurgischen Eingriffen am Herzen oder an Gefäßen – etwa nach einer Bypass-OP oder nach Implantation eines Defibrillators. Im Rahmen der Sekundärprävention werden auch Patient*innen mit chronischen Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder länger zurückliegenden Akutereignissen behandelt.
Schwerpunkte: In der Reha werden Patient*innen im Umgang mit der eigenen Krankheit geschult – insbesondere im Hinblick auf bestehende Risikofaktoren und deren Vermeidung. Eine akute Herz-Kreislauf-Erkrankung, wie sie beispielsweise ein erlittener Herzinfarkt darstellt, wird als existenziell bedrohliches Erlebnis wahrgenommen – 20 bis 30 % der Herzpatient*innen entwickeln in Folge Ängste. Psychologische Interventionsmaßnahmen sind daher ebenfalls wesentlicher Bestandteil einer ganzheitlich ausgerichteten kardiologischen Reha.

 

Neurologische Rehabilitation

Fokus: Nervensystem
Neben Gefäßerkrankungen (Schlaganfall, Hirnblutung) umfassen die Krankheitsbilder in der neurologischen Reha auch neuromuskuläre Erkrankungen, Polyneuropathien sowie neurodegenerative Erkrankungen (z. B. Morbus Parkinson). Ebenso werden Patient*innen mit gutartigen Hirntumoren und Multipler Sklerose behandelt.
Schwerpunkte: Einer der physiotherapeutischen Schwerpunkte liegt auf dem Erhalten von Gelenkbeweglichkeit und Muskelkraft. In der Ergotherapie stehen die Greiffunktion der oberen Extremität sowie die Feinmotorik im Vordergrund. Gemeinsam mit einem multiprofessionellen Team widmen sich die Patient*innen dem Wiedererlernen der Aktivitäten des täglichen Lebens wie Anziehen, Essen und Toilettengang. Bestehen Sprach-, Sprech- und Schluckstörungen, zeigen Logopäd*innen hilfreiche Übungen und Techniken, die zu einer Verbesserung der Beschwerden beitragen.

Bei der orthopädischen Reha werden Mobilität und Selbstständigkeit gefördert.

Onkologische Rehabilitation

Fokus: Krebserkrankungen
Die Diagnose Krebs ist ein tiefer Einschnitt in das Leben – sie konfrontiert Menschen mit zuvor nie dagewesenen Anforderungen. Ähnlich wie in einem Labyrinth gilt es, Wege ausfindig zu machen sowie neue Orientierung und vor allem Halt zu finden. Es geht darum, Möglichkeiten zu entdecken, um mit den veränderten Lebensbedingungen zurechtzukommen.
Schwerpunkte: Nach Abschluss der akutmedizinischen Behandlung kommt es oft zu Folgestörungen, die durch die Tumorerkrankung an sich oder durch deren Therapiemaßnahmen hervorgerufen werden. Die Mehrzahl der Betroffenen klagt über eine Tumor-assoziierte Fatigue – über ein Gefühl der Erschöpfung. Aber auch Übelkeit, Erbrechen und Ängste infolge eines erschütterten Vertrauens in den eigenen Körper sind häufige Begleiterscheinungen, die in der Reha ganzheitlich behandelt werden.

 

Orthopädische Rehabilitation

Fokus: Stütz- und Bewegungsapparat
Orthopädische Erkrankungen können den gesamten Bewegungsapparat betreffen. Neben den großen und kleinen Gelenken der Extremitäten gehört auch die Wirbelsäule dazu. Notwendigkeit für eine orthopädische Reha besteht zum Beispiel nach Implantation eines künstlichen Gelenks, nach Operationen an der Wirbelsäule, bei Spinalkanalstenosen oder Nervenwurzelirritationen sowie bei Arthrosen und bei Bänder- und Sehnenverletzungen.
Schwerpunkte: Viele Patient*innen leiden unter funktionellen Defiziten, die alltägliche Bewegungen erschweren oder sogar unmöglich machen. Ein wichtiger Eckpfeiler der Therapie sind physio- und ergotherapeutische Maßnahmen, mit deren Hilfe Mobilität und Selbstständigkeit zurückerlangt werden sollen. Bei der Implantation von Teil-Endoprothesen oder Vollprothesen oder nach Amputationen wird das Gehen mit Gehhilfen erlernt, um so sukzessive die Gehstrecke steigern zu können.

 

Psychiatrische Rehabilitation

Fokus: Erkrankungen der psychosozialen Gesundheit
Psychische Erkrankungen sind kein Zeichen von Schwäche und können jede*n treffen – sie haben viele Facetten und reichen von Depressionen über Angststörungen bis hin zum Burn-out. Die Akutbehandlung soll den Leidensdruck und die damit einhergehenden Symptome reduzieren – eine Reha schließt an dieses Behandlungsbestreben an.
Schwerpunkte: Probleme in der Beziehung zum eigenen Körper wie auch Störungen im Kontakt zur Umwelt stehen im Mittelpunkt der therapeutischen Arbeit. Es geht darum, wieder einen Bezug zu sich selbst sowie Selbstvertrauen aufzubauen. In der Reha lernen Menschen mit Konflikten umzugehen und erlangen die oft verlorene Fähigkeit zurück, Bedürfnisse wahrzunehmen und entsprechend zum Ausdruck zu bringen. Darauf aufbauend werden Strategien erarbeitet, wie man Selbstfürsorge fördern und die eigene Resilienz langfristig stärken kann.

In Gesprächen werden auch Bewegung, Stressbelastung und Ernährung thematisiert.

Pulmologische Rehabilitation

Fokus: Atmungsorgane
Eine Reha der Lunge ist dann angezeigt, wenn Menschen trotz optimaler medikamentöser Therapie Atemnot verspüren oder Ihre Leistungsfähigkeit im Alltag eingeschränkt ist. Die Behandlungsschwerpunkte sind chronische Atemwegserkrankungen (COPD II–IV) und chronisches Asthma bronchiale, sowie chronische Lungenkrankheiten mit respiratorischer Insuffizienz.
Schwerpunkte: Im Wesentlichen zielen die Maßnahmen auf eine Verbesserung der körperlichen Kondition, eine Verminderung der Atemnot sowie auf eine Steigerung der Mobilität ab. Um das Fortschreiten chronischer Atemwegserkrankungen zu vermeiden, sind auch Raucherberatung und Nikotinentwöhnung notwendige Behandlungsansätze. Auf psychologischer Ebene bilden das Erlernen von Atemtechniken in Krisensituationen und der Umgang mit Angst wichtige Kernelemente im Programm.

 

Rehabilitation bei Stoffwechselerkrankungen

Fokus: Diabetes und Übergewicht
Erkrankungen des Stoffwechselsystems bringen wichtige Kreisläufe des Körpers durcheinander – sie können entweder durch einen angeborenen Mangel an Enzymen verursacht werden oder im Laufe des Lebens – etwa durch ein Überangebot an Nahrung – entstehen. Zu den bekanntesten Stoffwechselerkrankungen zählen Diabetes mellitus und Adipositas ebenso wie Gicht und Funktionsstörungen der Schilddrüse. Ein weiterer Grund für einen gestörten Metabolismus können Autoimmunkrankheiten wie Diabetes mellitus Typ 1 oder Hashimoto Thyreoiditis sein.
Schwerpunkte: Bewegungsmangel, ungünstige Ernährungsgewohnheiten, Nikotinkonsum und unterschiedliche Stressoren wirken sich negativ auf die Funktion unseres Stoffwechsels aus. In der Reha werden Fehlbelastungen wie diese aufgegriffen. Gemeinsam gilt es, diesen durch ein ganzheitliches Behandlungskonzept entgegenzuwirken.

Klinikguide-Autorin: Sylvia Neubauer