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Wie wird die Reha zum Erfolg?
Wie Rehabilitationsmaßnahmen wirklich funktionieren. Prim. Dr. Christian Wiederer im Interview.

Prim. Dr. Christian Wiederer, Ärztlicher Direktor im Klinikum am Kurpark Baden und Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Physikalische Medizin und Rehabilitation im Gespräch erklärt, was notwendig ist, damit Rehabilitationsmaßnahmen zum Erfolg führen.

 

 

In den letzten Jahren hat man sich ein Stück weg von der symptomorientieren hin in Richtung einer teilhabeorientierten Reha bewegt. Was bedeutet das in der Praxis?
Wir beschäftigen uns in der Rehabilitation damit, welche Bewegungen für die Aktivität der Betroffenen in Beruf, Alltag oder Sozialleben von Bedeutung sind. Für die Patientinnen und Patienten ist es letztendlich nicht relevant, ob sie das Knie auf 90 oder 105 Grad biegen können. Entscheidend ist vielmehr, dass sie Stiegen steigen und sich selbstständig an- und ausziehen oder ihren Lieblingssport ausüben können: Genau darum geht es – um die Teilhabe an einem Leben, das die Menschen führen wollen. Um dort wieder hinzukommen, gilt es zu eruieren: Was fehlt den Betroffenen am meisten? Was brauchen sie? In der Reha versuchen wir individuell auf diese Vorstellungen einzugehen und überlegen uns: Welches Ziel ist überhaupt realistisch und wie kommt man am besten dorthin? Wichtig ist, dass die Kommunikation zwischen allen Beteiligten – Patientinnen und Patienten, Ärztinnen und Ärzten sowie den Fachkräften aus Pflege und Therapie – gut und verständlich ist.

 

Die Begriffe Kur und Reha werden oft synonym verwendet, sie haben jedoch grundverschiedene Bedeutungen. Inwiefern?
Eine Kur oder Gesundheitsvorsorge Aktiv GVA zielt darauf ab, die Gesundheit von Menschen zu erhalten und zu fördern. Sobald ein Problem behandlungsbedürftig ist, Schäden oder Veränderungen entstehen, sollte der/die Patient*in in die Reha kommen. Ein wesentlicher Unterschied zur Kur ist auch, dass Menschen in der Reha rund um die Uhr medizinisch versorgt werden können. Wenn eine Person multimorbid, also von mehreren Krankheiten gleichzeitig betroffen ist, kann sie so besser aufgefangen werden.

 

Welche Bereiche umfasst die physikalische Medizin und welche Effekte hat sie?
Das Gebiet ist sehr breitgestreut und umfasst die interdisziplinäre Diagnostik, Behandlung und Rehabilitation von körperlichen Beeinträchtigungen sowie von Struktur- und Funktionsstörungen. In der physikalischen Therapie werden äußere Reize wie Bewegung, Wärme oder Kälte, elektrischer Strom oder Licht eingesetzt. Unter anderem kommen Wärme- und Kältetherapie, Physiotherapie, Ergotherapie, Massagen, Ultraschall, Elektrotherapie und Licht- und Lasertherapie zur Anwendung. Die Wirksamkeit der Physikalischen Medizin ist gut belegt: So konnte beispielsweise nachgewiesen werden, dass durch ihren Einsatz eine raschere Mobilisation und eine schnellere Genesung bei Patientinnen und Patienten erzielt wurden.

 

„Rehabilitation ist ein Weg der kleinen Schritte“

 

 

Gibt es eine Erfolgsgeschichte einer erkrankten Person, die Ihnen als besonders positiv in Erinnerung geblieben ist und die angehenden Rehabilitanden und Rehabilitandinnen Mut machen könnte?
Viele Betroffene beginnen die Reha in Lebenslagen, in denen sie kaum Perspektiven sehen – beispielsweise, weil sie nach einem Autounfall plötzlich alltägliche Aktivitäten nicht mehr verrichten können, die zuvor selbstverständlich für sie waren. Ich erinnere mich an eine 60-jährige Patientin, die durch ein Dach durchgebrochen ist und sich dabei Brüche an den Beinen und an der Wirbelsäule zugezogen hat. Aufgrund ihrer Verletzungen am Ellbogen, konnte sie sich nicht auf dem Rollator aufstützen, die Ruhigstellung der Gelenke im Spital hatte eine Muskelatrophie zur Folge. Die Frau, die vor dem Unfall fit war, konnte nun weder selbstständig aufstehen noch sich anziehen: Sie war von jetzt auf gleich auf Betreuung angewiesen. Während ihres ersten Reha-Aufenthalts lag der Fokus auf einer Grundmobilisierung: Nach drei Wochen konnte sich die Patienten wieder aufstützen und ein paar Schritte gehen – und es war ihr wieder möglich, eine Kaffeemaschine zu bedienen. Nachdem sie eine zweite Reha absolviert hatte, ging es ihr deutlich besser: Ein Trainingsplan, der darauf abzielte, weiter Muskulatur aufzubauen, ermöglichte es der Frau schließlich, allmählich wieder in ihren gewohnten Alltag zurückzukehren.

 

Was können Sie Menschen, die eine Reha antreten mit auf den Weg geben?
Ganz wesentlich ist es, dass sich die Menschen auf das Programm einlassen, dass sie aktiv mitarbeiten, gleichzeitig aber auch Geduld aufbringen. Reha ist ein Weg der kleinen Schritte – man kann sich nicht selbst überholen. Je mehr die Betroffenen von sich aus zum Erreichen ihrer Rehaziele beitragen, umso eher haben sie die Chance, ihren gesundheitlichen Zustand und ihre Lebensqualität nachhaltig zu verbessern. Das inkludiert auch, dass sich die Patientinnen und Patienten nicht auf dem Gelernten ausruhen, sondern darauf aufbauen. Individuelle Empfehlungen wie das Arbeiten mit Heimübungsprogrammen oder die Verwendung von Hilfsmitteln sollten nach dem Aufenthalt zuhause umgesetzt werden.

 

www.klinikum-baden.at

 

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Best Practice: Klinikum am Kurpark Baden 

 

Klinikguide.at-Autorin: Mag.a Sylvia Neubauer