Prim. Dr. Stefan Vogt, Ärztlicher Leiter der Onkologischen Rehabilitation, Lebens.Med Zentrum Bad Erlach
Bei einer onkologischen Rehabilitation im Lebens.Med Zentrum Bad Erlach wird Krebspatient*innen der Wiedereinstieg in den privaten und beruflichen Alltag erleichtert. Wie so eine Reha abläuft, erklärt Prim. Dr. Stefan Vogt im Interview.
Primarius Dr. Stefan Vogt, Sie bieten in Bad Erlach für Patient*innen die Möglichkeit einer onkologischen Rehabilitation. Was sind die Ziele dieser Behandlung?
Es gibt in der Onkologie zwei große Patient*innengruppen. Bei der ersten geht es darum, eine früh erkannte Erkrankung zu heilen. Hier zielt die onkologische Rehabilitation darauf ab, die Patient*innen wieder zurück ins Leben zu führen.
Bei der zweiten Gruppe wurde die Diagnose leider zu einem fortgeschrittenen Zeitpunkt gestellt. Deshalb steht die Lebensverlängerung bei möglichst guter Lebensqualität im Mittelpunkt. Eine große Operation, aber auch Bestrahlungen, eine Chemo- oder Immuntherapie haben kurzfristige und langfristige Nebenwirkungen.
Durch die onkologische Rehabilitation sollen diese Folgeerscheinungen abgemildert und eine Pflegebedürftigkeit verhindert werden.
Wie darf man sich den typischen Ablauf einer onkologischen Rehabilitation vorstellen?
Der Ablauf ist bei allen Patient*innen gleich, aber die Inhalte unterscheiden sich stark. Eine Frau mit einer Brustkrebserkankung hat klarerweise ganz andere Probleme als ein Mann nach einer Prostataoperation. Bei der Aufnahme wird nach einer ausführlichen ärztlichen und pflegerischen Eingangsuntersuchung ein individuelles Programm erstellt. Danach sind die Patient*innen in der Regel drei Wochen bei uns im Haus. Die Therapien finden von Montag bis Freitag ganztägig und Samstags vormittags statt, dabei wird sehr darauf geachtet, dass kein Stress aufkommt und die Patient*innen auch genügend Zeit für sich selbst haben.
Das Programm setzt sich aus drei Säulen zusammen: Erstens die Bewegungstherapie – weil Bewegung viele der Nebenwirkungen einer Krebsbehandlung und die onkologische Prognose positiv beeinflussen kann.
Zweitens psycho-onkologische Unterstützung – eine Krebserkankung ist immer ein einschneidendes Erlebnis, auch Jahre später sind posttraumatische Belastungsstörungen und Depressionen keine Seltenheit.
Und drittens Schulung, Aufklärung sowie Information – auch im Hinblick darauf, was man tun kann, damit die Krebserkrankung nicht wieder auftritt.
Wie stellt man bei Ihnen einen Antrag?
Über die zuständigen Sozialversicherungsträger. Es braucht dazu einen schriftlichen Antrag, den der behandelnde Arzt stellen kann, und der Informationen zur Diagnose und zu den bestehenden Beschwerden enthalten muss.
Man wählt bei der Antragsstellung „onkologische Rehabilitation“ aus und kann auch einen Wunschort angeben. Wird der Antrag bewilligt, nehmen wir mit den Patient*innen Kontakt auf und vereinbaren einen Starttermin. Die Kosten werden von der Sozialversicherung übernommen, es gibt allerdings einen einkommensabhängigen Selbstkostenbeitrag.
Bad Erlach ist zu hundert Prozent auf onkologische Rehabilitation spezialisiert. Seit der Pandemie bieten Sie allerdings auch Long-Covid-Therapien an …
Es gibt keine eigene Einrichtung für Long-CovidPatient*innen in Österreich, daher wurde entschieden, in diesen Fällen indikationsspezifisch zu rehabilitieren. Das heißt, wir können bei uns LongCovid-Patient*innen mit oder nach einer Krebserkrankung behandeln. Beim häufigsten Symptom von Long Covid, der sogenannten Fatigue, haben wir bereits viel Erfahrung, weil das auch ein sehr verbreitetes Symptom bei onkologischen Erkrankungen ist. Daher wissen wir mittlerweile recht gut, wie sich das behandeln lässt.
ONKOLOGISCHE REHABILITATION AUF 1 BLICK
Antragstellung
www.bit.ly/3-Schritte-zum-Antrag
Online-Infostunde /Anmeldung & Termine
www.bit.ly/online-infostunde-onkoreha
Weitere Infos
kontakt@lebensmed-baderlach.at
www.lebensmed-baderlach.at
Bildnachweis:
- © Lebens.Med Zentrum Bad Erlach
Meistgelesen
So finden Sie den*die richtigen Arzt*Ärztin!
Gesundheit in ganz Österreich finden!
Wie stärke ich mein Immunsystem?
Was können Patientenanwält*innen erreichen?
High-Tech im Operationssaal in Steyr: Roboter assistiert den ChirurgInnen
Vorsicht Winter und Schneeschaufeln: Die unbekannte Gefahr für Herz und Kreislauf
Künstliche Intelligenz im Einsatz für die Medizin
Prostatakrebszentrum Wels – Gebündelte Expertise für individuell beste Therapieoptionen
Neue Art der Behandlung mindert die Chance der Rückkehr von Brustkrebs